Die Rauhnächte

Die Rauhnächte und die Zeit der Wintersonnwend

„die Zeit die außerhalb der Zeit liegt“

Woher kommt der Brauch der Rauhnächte?

Die verfolgbaren Wurzeln dieser Gebräuche reichen bis in die Zeit der indogermanischen Stämme (Vor-, Frühgeschichte Europas) zurück. Später finden wir die Bräuche auch bei den Kelten und Heiden und auch die Christen übernahmen einige dieser Rituale auf.

Allgemeines zur Wintersonnwende
Die dunkle Zeit des Jahres lässt auch in uns eine Schwere entstehen – seelische Reinigung steht an. (dunkelste Nacht des Jahres – danach werden die Tage wieder länger und es beginnt ein neues Jahr – also ein neuer Lauf der Sonne/ 21.12). Wir müssen unsere inneren Flammen erleuchten lassen, bis das Licht wieder von außen auf uns zu kommt (Richtung Sommersonnwende). Viele Rituale werden hier auch mit Feuer durchgeführt. Es soll unsere Kräfte aktivieren, uns reinigen, das „Alte“ austreiben und transformieren, sowie das Neue erhellen. Die Rauhnächte sind ein wichtiger Teil und Ritus zur Wintersonnwende.

Warum Rauhnächte?
Die alten Bräuche unserer Zeit entstanden durch den Lauf der Sonne und den Lauf des Jahreskreises (Natur). Man schloss darauf zurück, dass die Zeitqualität die, die Natur anzeigt auch seelische Prozesse im Menschen anstößt und man ging damit in Resonanz.

Die erste Nacht der Rauhnächte beginnt ursprünglich mit der Wintersonnwende (21.12.). Die Rauhnächte liegen in der Zeit zwischen dem Verlassen des alten Jahres und dem Neubeginn des neuen Kreislaufes der Sonne. Man betrachtete diese Tage als eine Niemandszeit, denn diese Tage und Nächte liegen in der Schwebe. Innerhalb dieser Tage sind die Schleier zwischen unserer Welt und der Anderswelt sehr dünn. Man nutzt diese Tage bewusst um in die Vorausschau (Zukunft) zu gehen, sich vom Alten zu lösen, das Neue zu begrüßen, der Traumdeutung nachzugehen und zu meditieren.

Was gibt es hier für ursprüngliche Legenden?

Odin
Die nordische Mythologie erzählt von Odin, der mit seinem wilden Heer innerhalb der Rauhnächte über der Welt wandelt, also eine Zeit in der die Götter mit all ihrer Macht und auch ihren dämonischen Wesen als Begleiter ganz präsent waren. Daraus entstand der Glaube, dass man sich nun besonders vor bösen Geistern schützen müsse, weil sie gerade besonders guten Zugang in unsere Welt haben. In den Rauhnächten wurde früher keine Wäsche aufgehangen, um sicher zu gehen, dass die weißen Laken nicht noch als Leichentuch für Menschen verwendet wurden, denn die Dämonen könnten sich in der Wäsche verfangen, wenn sie über die Welt wandeln. Zum Schutz der Menschen wurden Lichter an den Fensterbänken aufgestellt, die die Dämonen vertreiben und die guten Geister anziehen sollten. Es wurden aber auch gute Gaben für Odin und sein Heer vor die Türe gelegt, wie zum Beispiel Lebkuchen und andere Leckereien. Zu dieser Zeit wird auch die Feuerstelle des Hauses gereinigt und mit einem Stück Kohle vom Dorffeuer neu entfacht – Weiterentwicklung dieses Brauches ist das Friedenslicht, das heute noch aus christlichen Messen mit nach Hause genommen wird.

Frau Holle – die Percht
Frau Holle (Göttin der Natur) und die Legenden, die sich um sie ragen, hängen mit dem Sinnbild der Hel (Bringerin der Kinder, Hüterin der Schätze des Erdinneren, damit auch zuständig für die Toten) zusammen. Die Hel ist ein Wesen, das halb tot und halb lebendig ist und sie wandelt in den Rauhnächten über die Welt, um die Menschen zu prüfen. Wenn sie – die Percht – mit ihrer Schar an der Tür klopft, dann wird sie wissen wollen, wie das Benehmen des Menschen im abgelaufenen Jahr war. Hat man sich schäbig, verlogen, oder schlecht benommen, konnte es sein, dass die Percht ein Stück der Wäsche mitnahmen, um dann daraus ein Leichentuch zu weben. Hier entsteht auch der Brauch der „Rückgabe“ der sich bis heute gehalten hat. Schulden und Leihgaben sollten auf jeden Fall beglichen werden, bevor die Percht kommt. Auf Glücksspiele wurde zu dieser Zeit bewusst verzichtet.

Bräuche, die sich bis heute gehalten haben, oder abgewandelt wurden:
Nikolaus kommt mit der Percht – dem Krampus
Peitschenknallen zum Vertreiben der bösen Geister
Aufstellen von Lichtern – Adventzeit, Friedenslicht
Santa werden Plätzchen und Mich geboten
Rauhnächte und vieles mehr

Rauhnächte und ihre besondere Energie und die Nutzung in Ritualen

Der besondere Zauber dieser Nächte liegt nicht nur in den dünnen Schleiern. Es werden uns auch nach alten Legenden in jedem dieser 12 magischen Tage Einblicke in das Potenzial des neuen Jahres gewährt. So steht die erste Rauhnacht (25.12.) sinnbildlich für die Energie des kommenden Jänners, die 2te Rauhnacht für die Energie des Februars und so weiter.

Wir können die Raunächte nutzen, um uns und unser Heim zu reinigen, uns auf das Neue vorzubereiten/es einzuladen, uns zu schützen und einen Blick in die Zukunft zu erfahren.

Traditionen die sich speziell zu den Rauhnächten bis heute gehalten haben

Wunschzettel – Lose – daher auch Lostage genannt
Es werden auf 13 Zettel Wünsche für das Neue Jahr geschrieben. Diese Zettelchen werden in einem Gefäß gesammelt und jeden Tag wird ein Wunsch gezogen und über einer Flamme verbrannt. Nach Ablauf der 12 Rauhnächte bleibt somit ein Wunsch übrig. Für den Wunsch, den wir übrig haben müssen, wir selbst Verantwortung für die Erfüllung übernehmen. Die bereits verbrannten Wünsche werden uns von den Helfern der geistigen Welt abgenommen.

Räuchern
Früher wurde das Räuchern zum energetisieren im Alltag häufig verwendet. Es diente verschiedenen Zwecken. Man stimmte sich für Meditationen ein, stimmte eine Reinigung oder Harmonisierung ein und vieles mehr. Je nachdem Welche Wirkung man erreichen wollte, wurde das Räucherwerk angepasst.

Rituelles Räuchern
Klassisch wird im energetischen und vor allem reinigenden, oder magischen Räuchern eine Räucherung zelebriert. Das ist in diesem Aspekt wichtig, weil wir, wenn wir magisch Räuchern in 2 Schritten, oftmals 3 Schritten vorgehen und ein Ritual zelebrieren (auch in uns – bitte also die Gedanken dabei beachten). Im ersten Schritt wird die alte Energie gereinigt, im 2ten Schritt eine Räuchermischung aufgelegt in der wir energetisieren (stärkende Kräuter, meditative usw.) und im letzten Schritt schützen wir die Räume und uns selbst.

  • Schließe alle Fenster und Türen

  • Entzünde dein Räucherwerk (je nach Wahl)

    Bitte beachten, die Räucherkohle sollte auch bereit sein (grauer Film)

  • Gehe mit dem Räucherwerk (Reinigung) durch die Wohnung (in den Ecken sitzt am Meisten schlechte Energie)

  • Kehre mit dem Räuchern eines Zimmers den Schmutz aus dem Zimmer, lass keinen Schmutz liegen, bis du jedes Zimmer geräuchert hast, sammle den Schmutz also in einer Kehrschaufel und nimm sie in die Räume mit. Der letzte Raum der Reinigung ist immer der Raum der Eingangs-, Ausganstür, wenn du hier angekommen bist und alles gereinigt ist, dann kehr jetzt den gesamten Schmutz vors Haus, nimm deine Räucherschale mit und reinige den Besen und die Kehrschaufel über dem Rauch. Wenn du in der Zwischenzeit neues Räucherwerk benötigst, dann lege neue Kräuter auf die Kohle, wische aber die verkohlten Reste von der Kohle, bevor du neu auflegst. Der gereinigte Besen bleibt nun eine Weile vor dem Haus stehen, öffne jetzt alle Fenster und genieße die Frische.

  • Im 2ten Räuchergang kannst du nun Kräuter zur Verwendung von rituellen oder magischen Handlungen auflegen

  • Im 3ten Räuchergang werden nun Kräuter zum Schutz geräuchert. Du kannst auch den 3ten Räuchergang streichen, wenn du in Räuchergang 2 schon Kräuter für den Schutz einbaust.

In Tirol wird in den Rauhnächten die reinigende Räuchermischung im Uhrzeigersinn durchgeführt und nicht nur die Innenräume, sondern auch die Ställe und ein Rundgang ums Haus werden miteinbezogen. Oftmals wird das Räuchern mit dem Ausspruch: „Unglück hinaus, Glück ins Haus“ und mit lautem Klatschen, oder Peitschen knallen begleitet. Die Räuchermischung im Anschluss kann, wenn man auch schützende Kräuter beifügt in einem einzigen zweiten Gang gegen den Uhrzeigersinn durchgeführt werden. Das ist allerdings nur ein überlieferter Ritus, das Räuchern selbst und auch alle anderen spirituellen Handlungen sollten immer aus eurer eigenen Intuition kommen. Wenn ihr euch nicht wohl fühlt, ist die Handlung immer als nicht richtig anzusehen. Ihr müsst immer damit einstimmen können.

Kräuterwerk zur Reinigung:
Rosmarin, Brennnessel, Weihrauch, Fichtenharz, Minze, Salbei, Thymian, Nelken

Kräuterwerk zum Schutz:
Rosmarin, Thymian, Beifuß, Mistel, Hollunder

Kräuterwerk zum Harmonisieren:
Rosenblätter, Lavendelblüten, Salbei, Minze, Ahornblätter, Weideblätter

Traumdeutung

In den Rauhnächten wird uns die Sicht auf das kommende Jahr gestattet („sofern uns die Götter hold sind“), was wir in diesen Nächten träumen, gibt uns Einblick auf das neue Jahr. Dabei gilt, dass jede Rauhnacht für einen Monat im Jahr assoziiert werden kann. (1. Rauhnacht/Jänner, 2.Rauhnacht/Februar…etc.). Man kann aber auch allgemein auf das Kommende hindeuten.

Die Rauhnächte und ihre Einzeldeutung

25.12.

Jänner

Altes loslassen – frei machen, Klarheit

Rosmarin, Mistelkraut – Klarheit und das Aufbrechen zu Neuem

26.12.

Februar

Die Stille und Ruhe, innere Einkehr

Lavendel und Lorbeer, Ruhe Stille und erfolgreiche Ruhe

27.12.

März

Sich öffnen für das noch nicht Sichtbare das wiederkehrt

Johanniskraut baut Spannungen ab

28.12.

April

Auf das Innere Vertrauen

Eisenkraut ist stärkend, erdet, hilft auch bei Problemlösungen

29.12.

Mai

Sich etwas gutes Tun, Wonne

Lavendel, Cistrose oder Rosenblätter für Wärme in uns und den Genuss, hellt die Stimmung auf

30.12.

Juni

Verzeihen, um nicht zu entzweien

Fenchel ist tröstend und gibt Schutz

31.12.

Juli

Gefühle wahrnehmen und sortieren

Kamille sorgt für Harmonie und ist Balsam für die Seele

01.01.

August

Entscheidungen für sich selbst, Fokus setzen, Innere Kraft nach außen bringen fürs Kommende

Eisenkraut fördert Mut, Stärke und hilft bei Problemlösungen

02.01.

September

Die gesammelten Erfahrungen der vorangegangen Rauhnächte prüfen und Eindrücke ordnen

Hasel/Mistel geben Schutz und gleichen aus

03.01.

Oktober

Achtsam mit sich selbst sein, auf die Emotionen achten

Eisenkraut fördert die Achtsamkeit, macht Mut

04.01.

November

Dankbarkeit und Sinnfindung

Haselstrauch/Weihrauch für Dankbarkeit, Leichtigkeit und Schutz

05.01.

Dezember

Die gesammelten Erfahrungen einklingen, nachklingen und ausklingen lassen

Myrrhe erdet